Das Institut für Therapieforschung (IFT) München hat im Auftrag der Niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen (NLS) eine Auswertung der landesspezifischen Daten der Deutschen Suchthilfestatistik erstellt. Der Bericht dokumentiert die Leistungen der niedersächsischen Suchthilfe, gegliedert nach ausgewählten Hauptmaßnahmen. Er zeigt die Inanspruchnahme der Angebote und beschreibt die betreute Klientel nach soziodemografischen und betreuungs- bzw. behandlungsbezogenen Merkmalen.
Demnach werden die meisten Beratungen und Behandlungen wegen alkoholbezogener Störungen durchgeführt. In der ambulanten Therapie weisen 69 % der Patientinnen diese Hauptdiagnose auf. Gut die Hälfte der Klientinnen in der Suchtberatung sucht Hilfe aufgrund einer Störung in Folge des Alkoholkonsums. Bei gut einem Viertel liegt der Beratungsanlass in einer cannabisbezogenen Störung. Dem aus aktuellem Anlass viel beachteten Thema „Cannabis“ ist eine eigene Auswertung gewidmet. Die Konsum- und Behandlungszahlen weisen auf eine zunehmende Bedeutung cannabinoidbezogener Störungen hin. 36 % der Männer und 41 % der Frauen, die wegen dieser Störung eine Suchtberatung in Anspruch nehmen, waren beim Erstkonsum jünger als 14 Jahre. Es ist wissenschaftlich belegt, dass ein sehr früher Erstkonsum von Cannabis, wie auch von anderen Substanzen, die Wahrscheinlichkeit erhöht, später eine Konsumstörung zu entwickeln. Die cannabinoidbezogene Störung manifestierte sich in einem Durchschnittsalter von 17 bzw. 18 Jahren. Dieser frühe Beginn der Störung unterstreicht aus Sicht der NLS die Bedeutung von Prävention und Frühintervention bei Jugendlichen. „Aus den Daten lässt sich ableiten, dass Prävention und Frühintervention energisch und zeitnah ausgebaut werden sollten. Mit ausreichenden Präventionsmaßnahmen kann das Einstiegsalter hinausgeschoben werden. Durch Frühintervention kann der Verfestigung riskanter Konsummuster frühzeitig entgegengewirkt werden“, so Serdar Saris, Vorsitzender der NLS. Niedersachsens Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi fordert die Bundesregierung auf, die geplanten Präventionsprogramme zum Thema Cannabis dauerhaft fortzuschreiben. „Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA) erhält einmalig sechs Millionen Euro für cannabiszentrierte Aufklärung und Prävention. Abgesehen davon, dass das für ein bundesweites Vorhaben schon knapp berechnet ist, wird Cannabis-Prävention zum intensiven
Dauerthema werden. Daher müssen zumindest die sechs Millionen Euro der BzGA unbefristet zugeteilt werden. Die Cannabis-Teillegalisierung wird die Kolleginnen und Kollegen aus den Suchtberatungsstellen sehr fordern, da ist jede Form der Unterstützung durch den Bund sehr hilfreich. Die Zahlen zeigen schon jetzt, dass der Bedarf an zeitgemäßer Prävention sehr hoch ist. Neben Geld und Personalressourcen ist auch eine inhaltliche Debatte darüber notwendig, auf welchen Kanälen und mit welchen Botschaften wir Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene wirksam erreichen und über die Folgen des Cannabiskonsums aufklären können.“ Eine cannabinoidbezogene Störung sei eine ernst zu nehmende chronische Erkrankung, unterstreicht der Vorsitzende der NLS, Serdar Saris. Es gelte daher, eine möglichst frühzeitige und kontinuierliche Anbindung der Betroffenen an Hilfsangebote zu gewährleisten und das Risiko negativer Folgen zu minimieren. Dazu müssten Hemmschwellen zur Inanspruchnahme von Suchthilfeangeboten abgebaut und spezialisierte niedrigschwellige Angebote für diese Zielgruppe entwickelt werden, so Saris. Der Bericht belege, so die NLS, dass die Suchthilfe in Niedersachsen gute und erfolgreiche Arbeit leiste. So beendeten 84 % aller Patient*innen eine stationäre Suchtbehandlung planmäßig. In der Suchtberatung sind es 72 %. Beide Werte liegen über dem Bundesdurchschnitt. Für den Vorsitzenden der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen, Dr. Gerhard Tepe, ist dies vor allem ein Beleg für die fachlich fundierte Arbeit der örtlichen Beratungsstellen der Freien Wohlfahrtspflege: „In unseren Suchtberatungsstellen arbeiten engagierte und hoch qualifizierte Fachkräfte. Wir freuen uns, dass wir diese qualifizierte Arbeit durch unseren Fachverbund NLS unterstützen können“. Weitere Daten, Hintergründe und Bewertungen finden Sie im Bericht. **Kontakt: ** Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen Grupenstr. 4, 30159 Hannover, Tel.: 0511 / 626266-0, Internet: www.nls-online.de
• Michael Cuypers, Geschäftsführer, E-Mail: cuypers@nls-online.de, Tel.: 0511 / 626266-13
• Tobias Trillmich, Suchthilfereferent, E-Mail: trillmich@nls-online.de, Tel.: 0511 / 626266-15