„Kommt ein Künstler zum Arzt. Sagt der Arzt: „Schlechte Nachrichten. Sie haben nur noch einen Monat zu leben!“ Sagt der Künstler: „Wovon denn?“
Die Ausstellung am Anfang des Jahres in der Geschäftsstelle der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege ist eine gemeinsame Ausstellung von Bildern von Sebastian Blei und vom Projekt „Armut? Das ist doch keine Kunst!“ der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen e. V. (LAG FW).
Bei der Vernissage am 28.01.2020 wurden erstmalig in Hannover Bilder von Sebastian Blei ausgestellt, der einen Teil seines Lebens auf der Straße verbracht hat und diese Lebensphase durch eindrückliche Zeichnungen dokumentiert hat. Daneben wurden Exponate aus dem Projekt „Armut? Das ist doch keine Kunst!“ der Landesarmutskonferenz gezeigt.
Sebastian Blei (1941 - 2016) lebte von 1976 bis 1985 als Mitglied der Schlossplatzgruppe in Stuttgart auf der Straße, zeitweise aber auch in Wohngemeinschaften. Dort schuf er seine Serien „Pennerleben“ und „Penners Evangelium“. Als „Penner“ bezeichnete er sich selbst, der Begriff ist bei ihm also nicht negativ besetzt. Seine Bilder sind durch die Komplexbilder Heinrich Vogelers inspiriert und handeln von abgehängten Menschen, die sich als Lumpenpack und minderwertig einer politischen Front der Verachtung und Ignoranz von links und rechts gegenübergestellt sahen.
Das Projekt „Armut? Das ist doch keine Kunst“ widmet sich der zunehmenden Spaltung unserer Gesellschaft in Arm und Reich und ist in drei Module aufgeteilt: Kunst in einer Ausstellung wurde erstmalig 2013 an unterschiedlichen Standorten in Hannover („Lindener Kunstwerke AG“ und „konnector – Forum für Künste“) gezeigt. Professionelle Künstler, teilweise aus prekären Lebenssituationen präsentierten hier Werke und Projekte zum Titel. Das Zweite Modul behandelt Projekte in den sozialen Brennpunkten Tageswohnung, Familienzentrum und Nachbarschaftsgruppe mit den Künstlern Edin Bajirc, Boris von Hopffgarten und Nic Dasselaar. Und zuletzt „Kunst am Kiosk“ bei „Onkel Olli’s Kiosk“ mit den Kunsthausierern Gleitze und Sievers mit begleitenden Aktionen und öffentlichen Interventionen. Einige exemplarische Exponate davon sind in dieser Ausstellung wieder zu besichtigen.
Die Ausstellung steht im Zeichen von Armut und Ausgrenzung und macht auf die dahinterstehende Dramatik einer gegenwärtigen Entwicklung aufmerksam, die mit Arbeitslosigkeit, Überschuldung, sozialer Ausgrenzung und Wohnungslosigkeit einhergeht. Kunst schafft darüber hinaus die Möglichkeit des gegenseitigen Austauschs, auch dafür steht die gemeinsame Ausstellung.
Die Vernissage wurde durch ein Grußwort von dem Geschäftsführer der der LAG FW, Martin Fischer, eröffnet. Danach führte die Sprecherin der Landesarmutskonferenz, Eva Thalmeier, in die Ausstellung ein. Eindrückliches aus dem Leben und Wirken von Sebastian Blei berichteten im Anschluss Dr. Peter Szynka und Werner Seytschek, ein Weggefährte von Sebastian Blei. Unter den Gästen der Vernissage waren auch Cornelia Rundt (ehemalige Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit in Nds.) Dr. Hans-Joachim Heuer (Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung in Niedersachsen), sowie Thomas Schremmer (Botschafter der Landesarmutskonferenz und ehemaliger Landtagsabgeordneter von Bündnis 90 / Die Grünen).
Die Ausstellung ist noch bis Ende März in den Räumlichkeiten der LAG FW zu besichtigen.